Grafik mit violettem Pfeil nach rechts, links das Symbol einer Frau, rechts das Symbol eines Autos hinter einem Gitter – Hinweis auf den Bereich für Verrichtungsboxen.
© SiBa Werkzeugkasten 2020

Verrichtungsboxen

Zielsetzung:
  • Sexarbeitende schützen
  • Sichtbare Prostitution zurückdrängen
Praxisbeispiel: Bonn, Köln
Zu beachten:
  • Welche Orte eignen sich für die Nutzung?
  • Wer kontrolliert das Gelände?
  • Wer betreut die Sexarbeitenden und wie oft?

Verrichtungsboxen (auch Vollzugsboxen) befinden sich auf Parkplätzen und sind garagengroße Holzverschläge, in denen sexuelle Dienstleistungen unbeobachtet erbracht werden können. Je nach Bauweise müssen die Fahrzeuge auf der Fahrerseite durch die Platzierung von Mülltonnen eng an der Holzpalisade halten, damit die Sexarbeitenden an der Beifahrerseite ungehindert aussteigen und notfalls flüchten können. Ebenso gibt es für Kundschaft ohne Fahrzeug überdachte Boxen ohne Sitz- oder Liegemöglichkeit. Die Boxen werden vielfach um Notknöpfe ergänzt, um einen Alarm auszulösen und Sicherheitspersonal bzw. alle auf dem Areal befindlichen Personen zu Hilfe zu rufen. Normalerweise stehen sanitäre Einrichtungen für die Sexarbeitenden zur Verfügung. Personen aus dem Zuhälter- und Drogendealermilieu ist der Zutritt untersagt, was ein kommunaler Ordnungsdienst, die Polizei oder ein privater Sicherheitsdienst kontrolliert. Ebenso dürfen Schaulustige das Gelände nicht betreten. Anbahnungsgespräche finden in den Nachtstunden an einem angrenzenden und markierten Straßenabschnitt statt. Manche Kommunen erheben eine von den Sexarbeitenden täglich anfallende Sexsteuer, die per Ticket aus einem umgebauten Parkscheinautomaten entrichtet wird. In einem Containerbüro werden in der Regel medizinische Versorgung und Betreuung durch Sozialarbeit angeboten.

Chancen und Herausforderungen:
  • Weniger Gewaltübergriffe auf Sexarbeitende
  • Bessere Erreichbarkeit für gesundheitsfördernde und soziale Hilfeangebote
  • Verringerung der Belästigungen der Anwohnenden
  • Ansprechpersonen für Anliegen der Anwohnenden
  • Interinstitutionelle Zusammenarbeit
  • Nachfrage an anderen Orten als auf dem Verrichtungsgelände
  • Mehr in Ausstiegswege investieren
  • Überforderung der Kapazitäten durch ansteigende Straßenprostitution