Sexuelle Ausbeutung im Namen der Liebe
Im Jahr 2024 wurden mehr als 460 polizeilich erfasste Opfer von Menschenhandel zum Zweck sexueller Ausbeutung registriert, wobei die Loverboy-Methode in fast jedem fünften Fall eine Rolle spielt.
Die Kontaktaufnahme und Love-Bombing
Die Täter wählen gezielt über soziale Netzwerke, in Chats oder auch vor Schulen junge Mädchen und Frauen aus, bei denen sie Unsicherheit, Probleme in der Schule oder in ihrem sozialen Umfeld vermuten. Über 95 Prozent der Opfer sind weiblich, knapp 30 Prozent dieser Frauen sind jünger als 21 Jahre.
Nach der ersten Kontaktaufnahme folgt das sogenannte „Love-Bombing": Die oft selbst jungen Männer überhäufen die Mädchen mit viel Zuneigung, Aufmerksamkeit, Liebesbekundungen und Geschenken. Sie stellen Gemeinsamkeiten hervor und täuschen ein offenes Ohr für ihre Sorgen und Probleme vor. Durch diese gezielte Manipulation entsteht häufig innerhalb kurzer Zeit eine emotionale Abhängigkeit – der Grundstein für die darauffolgende Ausbeutung.
Isolation und Kontrolle
Zunächst achten die Täter penibel darauf, dass der Alltag ihrer Opfer möglichst normal verläuft, damit niemand Verdacht schöpft. Doch mit der Zeit isolieren sie die Mädchen mehr und mehr von ihrem sozialen Umfeld, von Freunden, der Familie und dem Bekanntenkreis. Ihre Freizeit verbringen die betroffenen Frauen nunmehr ausschließlich mit den Loverboys. Durch die soziale Isolation werden die jungen Frauen häufig zusätzlich in eine finanzielle Abhängigkeit getrieben.
Der Weg in die Prostitution
Die Täter nutzen die emotionale und finanzielle Abhängigkeit aus, um die oft minderjährigen Frauen sexuell auszubeuten. Sie täuschen oft eine finanzielle Notlage vor und bitten gegen Geld um Sex mit anderen Männern oder Freunden. Nicht selten werden diese sexuellen Kontakte gefilmt und die betroffenen Frauen anschließend mit den Aufnahmen erpresst.
Andere Täter geben sich schnell als Zuhälter zu erkennen und drohen mit Gewalt. Zur sexuellen Ausbeutung ihrer Opfer nutzen sie auch psychische Gewalt und schüchtern diese massiv ein.
Gegen diese Unterdrückung können sich die Frauen dann oft kaum noch wehren, da sie zu diesem Zeitpunkt keinerlei andere sozialen Kontakte mehr haben. Die Frauen geben sich oft selbst die Schuld und suchen sich aus Scham keine Hilfe.
Tatsache ist: Sexuelle Ausbeutung ist immer strafbar! Betroffene dürfen sich gegen den Zwang der Täter wehren.
Rat und Hilfe bei der Loverboy-Methode
- Lassen Sie sich nicht zu sexuellen Handlungen gegen Geld überreden - auch nicht, um Ihrem Partner einen Gefallen zu tun.
- In einer akut bedrohlichen Situation wenden Sie sich an die Polizei unter 110.
- Wenn Sie bereits Opfer von sexueller Ausbeutung und Zwangsprostitution wurden, suchen Sie sich Hilfe bei Beratungsstellen oder der Polizei. Sie können Anzeige bei jeder Polizeidienststelle erstatten.
- Ziehen Sie Vertrauenspersonen oder Ansprechpartner aus Beratungsstellen hinzu, wenn Sie sich nicht allein zur Polizei trauen.
- Lassen Sie mögliche Verletzungen medizinisch behandeln und dokumentieren. Nähere Informationen finden Sie hier.
Hilfe für Betroffene und Angehörige
Kostenlose und anonyme Beratung in vielen Sprachen erhalten Sie beim "Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen" unter der Nummer 116 016.
Das bundesweite "Hilfetelefon Sexueller Missbrauch", Telefonnummer: 0800 2255530, E-Mail: beratung@hilfetelefon-missbrauch.de, bietet Rat und Hilfe bei sexueller Gewalt (kostenlos und anonym).
Hilfeeinrichtungen und Beratungsstellen in der Nähe Ihres Wohnortes
- Fachberatungsstellen für Menschenhandel
- Notrufeinrichtungen, z. B. Frauen gegen Gewalt, Frauenberatungsstellen
- Frauenhäuser
- Gleichstellungsstellen bei den Landratsämtern und Stadtverwaltungen
- Opferhilfeorganisationen, z. B. WEISSER RING
- Opferschutzbeauftragte der Polizei
- Jede Polizeidienststelle, insbesondere die Fachkommissariate für Sexualstraftaten
Informieren Sie sich über Ihre Schutzmöglichkeiten
Hilfe für Betroffene von sexueller Ausbeutung
FAKE LOVE
Erfahren, wie Sie die subtilen Warnzeichen der Loverboy-Methode erkennen und welche konkreten Schutzmöglichkeiten und Hilfsangebote das Bundeskriminalamt bereitstellt. Besuchen Sie die Webseite zur Aufklärungskampagne "FakeLove" des Bundeskriminalamtes für detaillierte Informationen, Präventionstipps, Kampagnenflyer und das offizielle Kampagnenvideo.
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