Stealthing wird zur Straftat
Das Phänomen nennt sich Stealthing (engl. Heimlichkeit, List) – die Masche ist hinterlistig: Beim einvernehmlichen Geschlechtsverkehr zieht der Mann unbemerkt das Kondom ab und führt den Sex ungeschützt vor Schwangerschaft und Geschlechtskrankheiten fort.
Bis 2016 war in Deutschland für ein Sexualdelikt entscheidend, dass das Opfer durch "Drohung mit gegenwärtiger Gefahr für Leib oder Leben" dem Täter "schutzlos ausgeliefert" ist. Dieses Gesetz stellte allerdings Dinge wie Grapschen, Anzüglichkeiten oder beispielsweise das Ausnutzen einer Vorgesetztenstellung um Sex zu erzwingen, nicht unter Strafe.
Nein heißt Nein
Inzwischen verfolgt die Strafrechtsreform das Prinzip "Nein heißt Nein". Heute lautet Paragraf 177 StGB: "Wer gegen den erkennbaren Willen einer anderen Person sexuelle Handlungen an dieser Person vornimmt …, wird mit Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu fünf Jahren bestraft."
Stealthing erfüllt den Tatbestand des sexuellen Übergriffs gemäß § 177 Abs. 1 StGB, wenn der Täter das Opfer nicht nur gegen dessen Willen in ungeschützter Form penetriert, sondern im weiteren Verlauf des ungeschützten Geschlechtsverkehrs darüber hinaus in den Körper des bzw. der Geschädigten ejakuliert.
Schutz vor Stealthing
Die Absprache, dass ein Kondom benutzt werden muss, ist schwer zu beweisen. Es gibt also wenig Möglichkeiten, sich gegen Stealthing zu wehren. Eine Kontrolle ist daher immer gut.
- Brechen Sie den Sex sofort ab, wenn Sie bemerken, dass das Kondom unabgesprochen entfernt wurde.
- Da einige Stealther das Kondom durchlöchern, sollte möglichst auf eigene Kondome zurückgegriffen werden.
- Falls man seinen Sexpartner als Stealther entlarven kann unbedingt eine Anzeige bei der Polizei stellen.
Das können Opfer von Stealthing tun
Betroffene Frauen und Männer sollten umgehend einen Arzt aufsuchen und eine Anzeige bei der Polizei machen. Dort werden Ihnen auch Hilfeeinrichtungen und Beratungsstellen in Ihrer Nähe genannt. Dafür können Sie sich an jede Polizeidienststelle wenden.
Frauen und Männer können sich bei kostenlosen Hilfetelefonen melden:
"Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen" unter der Nummer 08000 116 016
„Hilfetelefon Gewalt an Männern“ unter der Nummer 0800 123 9900
Hilfe und Unterstützung bei Sexualstraftaten