Schutz öffentlicher Räume vor Überfahrtaten

Nach den Anschlägen, die in den vergangenen Jahren mit Fahrzeugen im öffentlichen Raum verübt wurden, rückt die Frage nach der Möglichkeit eines geeigneten Schutzes von potenziell gefährdeten Orten und somit der sich dort aufhaltenden Personen verstärkt in den Blick der Öffentlichkeit. Doch wie lässt sich ein gefährdeter öffentlicher Raum überhaupt identifizieren? Und welche Schutzmaßnahmen sollten getroffen werden? Wie lassen sich solche Maßnahmen mit dem Stadtbild sowie dem Sicherheitsbedürfnis der Bewohnerschaft vereinbaren?

Hinsichtlich dieser Fragestellungen bestehen in Städten und Kommunen oftmals Unsicherheiten. Anfragen von Kommunalverantwortlichen an die örtlichen Polizeidienststellen zur Unterstützung bei der Erstellung von Zufahrtsschutzkonzepten und -maßnahmen nehmen bundesweit zu.

Hilfestellung bietet die von der Polizeilichen Kriminalprävention herausgegebene Handreichung „Schutz vor Überfahrtaten“. Sie richtet sich speziell an Verantwortliche in Kommunen und Städten und dient als Leitfaden für die eigenverantwortliche Entwicklung von Strategien gegen sogenannte Überfahrtaten mittels mehrspuriger Fahrzeuge.

 

Handreichung „Schutz vor Überfahrtaten“ - Leitfaden mit Checkliste für Kommunalverantwortliche

Die Handreichung „Schutz vor Überfahrtaten“ beinhaltet eine kurze Beschreibung der Rollen und Zuständigkeiten der verantwortlichen Akteure, sechs konkrete Handlungsschritte für die Erarbeitung des Zufahrtsschutzkonzepts in Form einer Checkliste sowie ein Gefährdungsbewertungsraster für eine systematisierte Gefährdungsanalyse. Aktuell gültige Richtlinien bzw. Normen zum Thema „Überfahrtaten“ wurden als Grundlage einbezogen und sind im Anhang aufgeführt. Die polizeiliche Empfehlung ist, die Gesamtstrategie sowie die Auswahl der Produkte gemeinsam und mit allen Prozessbeteiligten abzustimmen. Die Polizei unterstützt diesen Planungs- und Umsetzungsprozess beratend mit ihrem Fachwissen.

Handreichung „Schutz vor Überfahrtaten“
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„Checkliste Zufahrtsschutz“ und das „Gefährdungsbewertungsraster“ herunterladen und ausdrucken oder am Bildschirm ausfüllen.

Verschiedene technische oder städtebauliche Lösungsansätze zum Schutz öffentlicher Räume

Die Möglichkeiten für Schutzmaßnahmen sind vielseitig und werden stets erweitert. Neben mobilen und temporären Sicherheitssystemen sind auch stationäre Systeme immer mehr gefragt. Je nach Anlass und Schutzziel sind drei unterschiedliche Varianten von Maßnahmen zum Schutz öffentlicher Räume vor Überfahrtaten möglich.

 

Mobile Sperren als temporäre Absicherungen für zeitlich begrenzte Veranstaltungen

In einigen Städten und Kommunen wurde bereits entschieden, beispielsweise für Großveranstaltungen temporäre bzw. mobile Lösungen anzuschaffen und diese im Stadtraum anlassbezogen zu platzieren. Auch viele Polizeibehörden im Bundesgebiet sehen diesen Bedarf zur Einsatzbewältigung, ebenso nutzen kommerzielle Veranstaltende sogenannte „mobile Fahrzeugsperren“, um die Auflagen der Behörden, Veranstaltungsörtlichkeiten effektiv zu schützen, zu erfüllen.

Fest eingebaute Sperren als dauerhafte Absicherungsmaßnahmen

Andere Örtlichkeiten in Städten und Kommunen erfordern ein dauerhaft verbautes Sicherungssystem, um Menschen sowie öffentliche Plätze oder Objekte mit besonderer Bedeutung nachhaltig zu schützen. Der in diesem Kontext häufig eingesetzte Poller ist aber nur eine Möglichkeit. Eine gefällige optische Gestaltung der ausgewählten Schutzsysteme entscheidet aber häufig über die Akzeptanz in der Bevölkerung. Diese lässt sich beispielsweise dadurch erreichen, dass Barrieren, die einen definierten Zufahrtsschutz gewährleisten, eher als multifunktionale Stadtmöbel wie z.B. Sitzmöglichkeiten konzipiert werden.

Stadtplanerische Gestaltung zum Schutz vor Überfahrtaten

Bei der Auswahl der Schutzelemente bietet sich den Verantwortlichen grundsätzlich ein umfangreiches Portfolio. Neben technischen (mobilen und stationären) Fahrzeugsicherheitsbarrieren kann auch auf speziell konstruiertes Stadtmobiliar zurückgegriffen werden. Dies sind z.B. Parkbänke, Blumenkästen oder Müllbehältnisse mit standardisierten, geprüften Eigenschaften, die – an der richtigen Stelle platziert – auch Zufahrt verhindern und damit Schutz gewährleisten können.

Darüber hinaus können mögliche Zufahrtswege baulich so gestaltet werden, dass sich die Geschwindigkeit des Angriffsfahrzeugs verringert und dadurch auch die Geschwindigkeit beim Aufprall reduziert ist. Dies verringert den nötigen Widerstandswert des Zufahrtsschutzes und damit die zu erbringenden baulichen Maßnahmen erheblich.

Exemplarische Leitfragen zum Schutz vor Überfahrtaten

  • Welche Orte sind gefährdet und bieten sich für einen dauerhaften Schutz an?
  • Vor welcher Fahrzeugklasse (Gewicht) und Anprallgeschwindigkeit soll der Zufahrtsschutz schützen?
  • Kann der Zufahrtsschutz so in das Stadtbild eingepasst werden, dass dieses nicht negativ beeinträchtigt wird?
  • Kann die mögliche Angriffsgeschwindigkeit durch Maßnahmen im Bereich des Anfahrtsweges reduziert werden?